Geschichten erzählen: Kinder brauchen das nur aus diesem Grund!

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Wenn Oma und Opa oder auch die Eltern Geschichten erzählen, hören Kinder wie gebannt zu. Sie wollen erfahren, „wie das früher mal war“, folgen gespannt Märchen und Erzählungen. Dabei sind Geschichten mehr als nur gut gegen Langeweile.

Geschichten erzählen: Für Kinder essenziell

Für Kinder sind Geschichten wunderbare Möglichkeiten, der aktuellen Welt zu entfliehen. In ihrer Vorstellung werden sie selbst zu Superhelden, bekämpfen alles Unrecht und werden zum Entdecker ganz neuer Welten. Vielleicht finden kleine Mädchen ihr Traumpony oder die Enkelkinder erleben die Jugendzeit ihrer Großeltern wieder.

Dabei müssen die Geschichten nicht immer direkt erzählt werden, auch spannende Hörbücher der „die drei !!!“ sind eine sehr gute Möglichkeit, in die Geschichtenwelt einzutauchen und die Fantasie zu beflügeln.

Darum brauchen Kinder Geschichten

Wenn die Großen Geschichten erzählen, ist das für die Kleinen eine wunderbare Welt, in die sie ganz tief eintauchen können. Psychologen und Entwicklungsforscher sind sogar der Meinung, für die Kleinen seien Geschichten essenziell und ohne Märchen, Legenden, spannende Geschichte und persönliche Storys würde den Kindern ein wichtiger Baustein für die Entwicklung fehlen. Die Experten wollen einfach, dass Erwachsene Geschichten erzählen und dass Vor- und Grundschulkinder, aber auch ältere Schulkinder, Geschichten zu hören bekommen.

Diese Gründe sprechen dafür:

  • Stärkung der Sprachkompetenz

    Der Wortschatz der Kleinen erweitert sich mit jeder weiteren Geschichte. Sie „baden“ in Sprache, wenn sie zuhören, und lernen immer wieder neue Wörter und deren Bedeutung kennen. Dies fördert die Sprachentwicklung ungemein.

  • Stärkung von Fantasie und Vorstellungskraft

    Die kleinen Zuhörer sind in der Geschichte regelrecht gefangen. Sie nehmen geistig die Position eines Helden der Geschichte ein und erleben dessen Abenteuer beinahe selbst. Sie empfinden mit und malen sich den Ausgang der Geschichte aus. Sie stellen sich andere Figuren vor, wie diese aussehen und was sie sagen könnten. Fantasie und Vorstellungskraft werden ebenso stark wie beim Lesen gefördert.

    Die kleinen Zuhörer sind in der Geschichte regelrecht gefangen. ( Foto: Adobe Stock -  GordonGrand  )

    Die kleinen Zuhörer sind in der Geschichte regelrecht gefangen. ( Foto: Adobe Stock – GordonGrand )

  • Verstehen von Alltagssituationen

    Zugegeben, nicht alle Geschichten taugen dazu, den Alltag besser zu verstehen. Manche sind dazu einfach zu fantastisch und haben mit der realen Welt nur wenige Berührungspunkte. Das macht aber nicht, die Kinder wissen genau, wo die Grenzen der Realität sind. Bei vielen Geschichten aber lassen sich Inhalte auf den eigenen Alltag übertragen, der besser zu verstehen ist. Vor allem dann, wenn die Eltern oder Großeltern Geschichten erzählen, die sich mit bestimmten Alltagsphänomenen auseinandersetzen, übertragen die Kleinen das Gehörte auf diese Situationen und können sie besser einordnen.

  • Stärkung der Empathiefähigkeit

    Wenn sie sich Geschichten erzählen lassen, empfinden die Kleinen verschiedene Charaktere als eigen, können die Gefühle und Gedanken der Figur besser nachvollziehen. Sie lernen, sich in die Position ihres Gegenüber hineinzuversetzen und können auch Konflikte besser bewältigen, weil sie einen anderen Blickwinkel darauf einnehmen können.

  • Stärkung der Konzentrationsfähigkeit

    Das genaue Zuhören stärkt die Konzentrationsfähigkeit. Die Kleinen merken sich bestimmte Details, die sie auf Nachfragen auch wiedergeben können. Außerdem lernen die Kinder, das Gehörte auf einer Zeitschiene einzuordnen, das abstrakte Denken wird gefördert. Das hilft für das ganze spätere Leben!

  • Mehr Lust aufs Lesen

    Durch das Zuhören und Erleben der Geschichten, wird die Lust aufs Lesen gefördert. Eine Geschichte braucht eine Fortsetzung und ist nicht als Hörspiel erhältlich? Dann wird eben das Buch gelesen! So kann das Lesen ganz normal in den Alltag integriert werden und wird zur Selbstverständlichkeit.

Gute Geschichten erfordern beim Erzählen ein wenig Geschick. Doch das ist lernbar. (Foto: AdobeStock - fritzi braun)

Gute Geschichten erfordern beim Erzählen ein wenig Geschick. Doch das ist lernbar. (Foto: AdobeStock – fritzi braun)

 

Wichtige Fakten für das Erzählen von Geschichten

Die meisten heute Erwachsenen erinnern sich liebend gern daran, wenn die Mama am Bettrand saß und sie Geschichten erzählen konnte. Es musste nicht immer Gründe zum Vorlesen geben, eine gute Geschichte konnte auch einfach so zwischendurch erzählt werden. Dabei muss es keine Abenteuer- und Heldengeschichte sein, auch Storys aus dem eigenen Leben werden gern gehört.

Damit wird nicht nur ein Stück Geschichte weitergegeben und die eigene Biografie den Kindern verdeutlicht. Vielmehr entsteht bei den Kleinen auch ein Gefühl der Geborgenheit, der Zusammengehörigkeit und des familiären Miteinanders, was auf kaum eine andere Art in diesem Maße zu erreichen ist.

Gute Geschichten erzählen zu können, ist nicht nur eine Frage des eigenen Lesenkönnens. ( Foto: Adobe Stock -  Kzenon )

Gute Geschichten erzählen zu können, ist nicht nur eine Frage des eigenen Lesenkönnens. ( Foto: Adobe Stock – Kzenon )

Was ist bei guten Geschichten wichtig?

Gute Geschichten erzählen zu können, ist nicht nur eine Frage des eigenen Lesenkönnens. Es ist auch eine Frage dessen, wie die Geschichten erzählt werden, wie sie dem Kind zugänglich gemacht werden. Das geschieht vor allem über die Sprache. Eine Geschichte, die aus dem Buch vorgelesen wird, kann natürlich in der Schriftsprache vorgetragen werden.

Doch dem Kind ist diese nur wenig vertraut, viel vertrauter ist es mit der täglichen Sprache der Eltern, der Geschwister und des eigenen Umfelds. Es kann daher vor allem bei Kita- und Vorschulkindern sinnvoll sein, die geschriebenen Worte in die eigene Sprache zu übersetzen. Ein Dialekt, der täglich gesprochen wird, darf sich ruhig auch in den Geschichten wiederfinden.

Auch die folgenden Punkte sind wichtig, wenn es darum geht, gute Geschichten zu erzählen:

  • Tempo

    Damit die Kleinen der Geschichte folgen können, muss sie in einem angemessenen Tempo erzählt werden. Dieses ist gern zu variieren und darf davon abhängig gemacht werden, wie alt die Zuhörer sind und ob sie der Geschichte folgen können. Die Kleinen haben viele Fragen, eine sich überschlagende Geschichte finden sie nicht gut. Sie müssen die Chance haben, das Gehörte zu verarbeiten und eigene Bilder zum Text entstehen zu lassen. Auch Fragen dürfen zwischendurch gestellt werden. Das alles geht nicht, wenn das Erzähltempo zu hoch gewählt ist. Lieber kürzere Geschichten erzählen, die dafür aber langsamer vortragen!

  • Gefühl

    Der Erzähler einer Geschichte soll nicht neutral oder nüchtern sein. Er darf begeistert und betroffen sein, darf über die dargestellten Ereignisse bestürzt sein. Es geht darum, mit der Geschichte einen emotionalen Funken auf das Kind überspringen zu lassen. Die Emotionen sollten daher auch stimmlich zu hören sein. Geschichten sollen „unter die Haut“ gehen.

    Damit die Kleinen der Geschichte folgen können, muss sie in einem angemessenen Tempo erzählt werden. ( Foto: Adobe Stock -  Kzenon )

    Damit die Kleinen der Geschichte folgen können, muss sie in einem angemessenen Tempo erzählt werden. ( Foto: Adobe Stock – Kzenon )

  • Atmosphäre

    Die richtige Atmosphäre ist beim Erzählen sehr wichtig. Diese kann immer gleich sein, sodass die kleinen Zuhörer schon wissen, was jetzt passiert. Man kann sich gemeinsam in eine Decke kuscheln, vielleicht das Licht dimmen oder im Winter Kerzen anzünden. Ein gemütliches Zusammensitzen ist wichtig, so wird die Geschichte zur kleinen Auszeit vom Alltag.

  • Wiederholungen

    Viele Kleine haben ihre Lieblingsgeschichte, die sie immer und immer wieder hören wollen. Die Erwachsenen müssen dabei aufpassen, dass sie nur ja kein Detail verändern, wenn sie die Geschichten erzählen. Die Zuhörer wissen genau, was an welcher Stelle passieren muss, was einzelne Figuren sagen und wie sie sich verhalten! Die ständigen Wiederholungen sind für viele Erwachsene nur wenig interessant, doch die Kleinen brauchen sie für ihre Entwicklung.

    Die Gehirnforschung hat festgestellt, dass durch Wiederholungen Neuronenverbindungen geknüpft werden, die den Grundstein für das Lernen legen. Vereinfacht gesagt: Wer möchte, dass das Kind später gut lernen kann, wiederholt die Lieblingsgeschichten des Nachwuchses immer wieder.

Viele Kleine haben ihre Lieblingsgeschichte, die sie immer und immer wieder hören wollen. ( Foto: Adobe Stock - contrastwerkstatt )

Viele Kleine haben ihre Lieblingsgeschichte, die sie immer und immer wieder hören wollen. ( Foto: Adobe Stock – contrastwerkstatt )

Geschichten einfach erfinden?

“Mama, erzähl mal eine Geschichte!“ Nicht wenige Mütter sind dann überfordert, fällt ihnen doch auf Anhieb keine Geschichte ein, die keine Ähnlichkeit mit bereits existenten Märchen aufweist. Hier helfen Erzählsteine. Diese gibt es in vielen verschiedenen Ausfertigungen und es kann sogar ein gemeinsames Spiel daraus entstehen.

Auf den Steinen sind Bilder zu sehen, die in einer Geschichte untergebracht werden müssen. Die Reihenfolge der Bilder kann festgelegt werden oder offenbleiben. Jeder ist mal an der Reihe, auch das Kind!

Damit zeigt sich hierbei ebenso: Kinder brauchen Geschichten, um die eigene Sprache zu entdecken, um zu erzählen und zu lernen, zusammenhängend zu berichten. Übrigens lohnt es sich, die schönsten dabei entstehenden Geschichten aufzuschreiben, sie können ein Sammelsurium der Geschichtenvielfalt als Erinnerung an die Kindheit werden.

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